Podcast „We are TUM“ – Transkript zur achtzehnten Folge

„Wir haben uns eine neue Technologie überlegt, indem wir die Pflanzenproduktion, das Feld in eine abgeschlossene Umgebung bringen und diese Felder stapeln, bis zu 100 Schichten zum Beispiel, und dadurch völlig unabhängig sind von der Umwelt.“

[Matthias Kirsch:] Der Mann, den Sie gerade gehört haben, der heißt Senthold Asseng. Er ist Professor für digitale Agrikultur an der TU München. Zusammen mit einem Team bewirbt er sich gerade für einen der größten jemals ausgelobten Forschungspreise. Sie entwickeln das Feld der Zukunft. Es soll die Landwirtschaft revolutionieren. Mehr dazu in unserem Spitzengespräch. Herzlich Willkommen zu „We are TUM“, dem Podcast von und für die Technische Universität München. Mein Name ist Matthias Kirsch und ich begleite Sie durch diesen Podcast. Wie immer stellt Ihnen ganz zu Beginn der Präsident der Universität, Thomas Hofmann, die restlichen Themen der heutigen Episode vor.

[Thomas Hofmann:] Liebe Zuhörende, Kinder sind eine Quelle von großer Freude und stetiger Veränderung. Aber: Kinder brauchen auch viel Aufmerksamkeit. Damit Menschen sich dennoch gut auf ihre Forschung oder ihr Studium konzentrieren können, gibt es an der TU München den Familienservice. Wie der Alltag im Familienservice aussieht, erzählen uns die Hidden Champions dieser Folge – Marion Friederich und Ana Dzhigovechki. Anschließend hören wir von Leonie Popken. Die Wirtschaftsinformatik-Studentin ist Teil des Projekts VisiTUM. Sie erklärt Schülerinnen und Schülern in Vorträgen, wie das Leben an der Universität aussieht. Und hilft den jungen Menschen so bei der Entscheidung, welchen Ausbildungsweg sie künftig angehen wollen. Zum Abschluss dieser Folge erklärt die Psychotherapeutin Annika Hughes, wie man sich gegen Prüfungsangst wappnet. Gibt es Hausmittel gegen Herzrasen und schwitzige Hände? Und ab welchem Punkt sollte eine Prüfungsangst behandelt werden? Die Antworten gibt es hier bei We are TUM. Viel Spaß beim Zuhören!

Spitzenforschung

[Kirsch:] 100 Millionen Schweizer Franken für ein Jahrhundertprojekt – diesen Topf an Geld hat die Werner Siemens-Stiftung derzeit ausgelobt und Forscherinnen und Forscher können sich darauf bewerben. Bekommen soll das Geld am Ende ein Projekt, das die natürlichen Ressourcen unserer Welt besser schützen und nutzen kann. Der TU-Professor Senthold Asseng ist mit seiner Forschung zum Thema Indoor Farming in der Endauswahl. Mein Kollege Fabian Dilger hat ihn getroffen.

[Fabian Dilger:] Guten Tag, Herr Asseng.

[Senthold Asseng:] Guten Tag.

[Dilger:] Herr Asseng, im Dezember wird verkündet, wer diese 100 Millionen denn letztendlich erhält. Wie aufgeregt sind Sie, wenn es jetzt in den Winter reingeht? Wie oft werden Sie auf Ihr Handy schauen im Dezember?

[Asseng:] Da sind wir schon sehr aufgeregt. Aber wir bereiten uns auch gut darauf vor. Wir müssen immerhin noch einen Vollantrag schreiben, der dann bewertet wird. Da stecken wir sehr viel Zeit rein und sehr viel Energie und sind dadurch auch guter Dinge.

[Dilger:] Voraussetzung, dass man diesen großen Preis erhält, ist ja tatsächlich, dass man ein Jahrhundertprojekt auf die Beine stellt. Definieren Sie doch einmal, was macht Ihre Forschung wirklich zu einem Jahrhundertprojekt?

[Asseng:] Es zeigt sich, dass wir in der Landwirtschaft eine riesige Leistung vollbracht haben, um die Menschen zu ernähren. Aber so wie wir das gerade tun, zerstören wir die Umwelt. Das kann nicht so weitergehen, das ist nicht nachhaltig. Und letztendlich werden wir nicht mehr in der Lage sein, uns zu ernähren, da wir die Umwelt, die Grundlage damit kaputtmachen. Wir haben uns eine neue Technologie überlegt, indem wir die Pflanzenproduktion, das Feld in eine abgeschlossene Umgebung bringen und diese Felder stapeln, bis zu 100 Schichten zum Beispiel, und dadurch völlig unabhängig sind von der Umwelt. Auch um der Klimakrise zu begegnen. Wir müssen uns in diesen Anlagen keine Gedanken mehr machen, sobald wir höheren Temperaturen oder Trockenheit ausgesetzt sind, weil wir das alles steuern können. Es hat aber einen Haken: Im Moment brauchen wir dafür sehr viel Energie, um die Sonne mit LEDs zu ersetzen.

[Dilger:] Wenn Sie Erfolg haben, wie wird dann in 100 Jahren Getreide, Gemüse und Obst angebaut? Beschreiben Sie doch mal, wo und wie die Pflanzen dann wachsen würden.

[Asseng:] Die Produktion, die Pflanzenproduktion, wird wirklich vom Feld in eine Halle, in eine abgeschlossene Umgebung gebracht. Deswegen sprechen wir von Indoor – von draußen kommt nichts ungewollt ran. Wir können daher alles steuern. Und dadurch sind wir eben in der Lage, ganz hohe Produktionen zu erreichen, fünf bis sechs Ernten. Wir werden pro Ernte Erträge erzielen können, die höchsten, die man je im Feld erzielen kann. Und wenn man das dann übereinanderschichtet, kommt man eben dahin, dass man ganz hohe Produktionsmengen erzeugen kann und wie gesagt, den Druck von den Feldern nimmt.

[Dilger:] Was wären denn neben den hohen Ernteerträgen weitere Vorteile, wenn man das Indoor Farming im großen Maßstab betreiben könnte?

[Asseng:] Was ganz wichtig ist, wir können dadurch Flächen freisetzen für andere Sachen. Wir können den Druck nehmen von Flächen, wir können aber auch sauber arbeiten. In der gegenwärtigen Situation verlieren wir Nährstoffe an die Umwelt, womit wir das Wasser, Grundwasser, Flüsse, Seen bis hin zu den Meeren kaputtmachen. Das können wir auf null runtersetzen, weil wir nichts mehr verlieren. Wir verlieren keine Nährstoffe mehr, wir brauchen in diesen Anlagen auch keine Pestizide, keine Herbizide, um Unkräuter zu bekämpfen, aber auch keine Pestizide, um Krankheiten zu bekämpfen, weil wir dort nicht mehr mit dem Boden arbeiten, der normalerweise Krankheiten überträgt.

[Dilger:] Gesetzt den Fall, diese Indoor-Farmen werden mal die Regel. Welche Dimensionen haben die? Wie groß kann man sich diese Gebäude vorstellen?

[Asseng:] Das wird ganz unterschiedlich sein. Das kann losgehen mit kleinen Containern, in denen man Gemüse anbaut. Für Getreide braucht man wahrscheinlich schon größere Hallen, die nicht nur groß sind in der Weite, sondern auch sehr hoch gehen, um viele Etagenreihen zu stapeln. Das kann also ganz unterschiedlich aufgebaut werden, je nach dem Bedarf, je nachdem, wo man die hinbaut und welche Anforderungen man hat für Nahrungsmittel. In großen Städten vielleicht sehr große Hallen, in den kleineren Orten vielleicht Container und kleine Hallen.

[Dilger:] Jetzt mal angenommen, Sie bekommen diese 100 Millionen Schweizer Franken. Was würde man denn mit denen anstellen?

[Asseng:] Die 100 Millionen Schweizer Franken sind nur für die Forschung, um neue Leute einzustellen, neue Ausrüstung zu kaufen, neue Anlagen, Labore aufzubauen. Die Gebäudehülle, das Gebäude an sich muss von woanders kommen. Und da haben wir aber schon eine Zusage vom bayerischen Staat. Der wird das Gebäude finanzieren, das dann diese Forschung beherbergen wird.

[Dilger:] Bei all Ihrer Forschung geht es Ihnen aber nicht darum, die jetzige Landwirtschaft komplett zu ersetzen, sondern sie soll sinnvoll ergänzt werden mit Ihren Indoor-Konzepten.

[Asseng:] Ich glaube, dass diese Technologie in der Zukunft einen Teil leisten wird, einmal hinsichtlich der Produktion, weil sie so extrem produktiv ist und eben dadurch auch den Druck rausnimmt und um gleichzeitig Umweltschäden, die wir mit der gegenwärtigen Landwirtschaft anrichten, zu verringern. Es wird aber weiterhin auch Landwirtschaft geben und die soll und muss es auch geben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass auch Landwirte diese neuen Technologien mit aufnehmen als Teil ihrer Produktionssysteme

[Dilger:] Herr Asseng, danke für die Einladung nach Freising und das Gespräch.

[Asseng:] Ich danke auch für Ihr Interesse und auch für das Gespräch. Danke.

Hidden Champion

[Kirsch:] Nicht jeder Mensch hat im Leben die gleichen Startbedingungen. An der TU aber sollen alle die gleichen Chancen haben. Dafür sorgt unter anderem der Familienservice der TU. Die Hidden Champions dieser Folge kommen dann ins Spiel, wenn jemand neben dem Studium oder der Arbeit an der Uni Unterstützung mit Kindern oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern braucht. Fabian Dilger hat mit Ana Dzhigovechki und Marion Friederich gesprochen.

[Dilger:]
Heute bin ich zu Gast beim Familienservice der TUM in Garching. Und ich spreche über die Aufgaben des Familienservice, heute mit Ana Dzhigovechki und Marion Friederich.

[Marion Friederich:]
Schönen guten Morgen.

[Ana Dzhigovechki:]
Guten Morgen, schön, dass Sie da sind, Herr Dilger.

[Dilger:]
Die Website des Familienservice, die findet man unter chancengleichheit.tum.de. Da habe ich mich natürlich gefragt, was leistet denn der Familienservice für die Chancengleichheit an der TUM?

[Friederich:]
Ja, der Familienservice ist eine zentrale Anlaufstelle für alle Beschäftigten und Studierenden der TUM, unter anderem auch für Gäste übrigens. Es geht uns auch vor allem darum, dass jede, jeder sozusagen die gleiche Chance bekommt, unter guten Bedingungen das Studium durchzuführen, abzuschließen, aber auch unter besten Bedingungen, familienfreundlichen Bedingungen zu arbeiten.

[Dilger:]
Ein großer Teil Ihres Aufgabenbereichs, der betrifft natürlich die Kinderbetreuung. Da gibt es zum Beispiel die TUM-eigene Kita, aber auch noch andere Kategorien der Kinderbetreuung.

[Dzhigovechki:]
An den verschiedenen Standorten der TUM haben wir wirklich verschiedene Kinderbetreuungseinrichtungen, wo Beschäftigte und Studierende sich anmelden können für einen Platz und beziehungsweise auch Kinderbetreuung buchen können. Wir haben unter Umständen Krippen, wir haben einen Kindergarten, einen TUM-eigenen Kindergarten am Standort München. Und das geht weiter auch bis zu einem Hort in Weihenstephan. Teilweise haben wir Plätze in extern betriebenen Einrichtungen, wo wir eben Kontingente für unsere Beschäftigten oder Studierenden haben. Aber es gibt auch zum Beispiel eine besondere Kinderbetreuungseinrichtungsform, die wir wirklich speziell für die TUM aufgebaut haben und die ausschließlich Plätze für unsere Beschäftigten bietet.

[Dilger:]
Ein neues Projekt des Familienservice ist eine Online-Plattform, die TUM-Eltern und TUM-Studierende, die gerne babysitten möchte, zusammenbringt und ihnen so beide die Möglichkeit gibt, einmal die Betreuung zu organisieren und einmal sich etwas dazu zu verdienen.

[Friederich:]
Auch ein neues Projekt von unserem Familienservice ist eine Onlineplattform, die wir TUM4Kids genannt haben, auf der wir die Plattform bieten, dass suchende Eltern und Eltern, die eine flexible, stundenweise individuelle Betreuung suchen, zusammentreffen können auf Babysitter, die eine solche anbieten. Diese Babysitter rekrutieren wir aus unserer Studierendenschaft hauptsächlich und sind momentan sehr positiv und sehr begeistert damit unterwegs, weil wir wirklich auf großes Interesse stoßen und mittlerweile mit kleinen Schulungen, die wir anbieten, sie ein bisschen stärken in dieser Aufgabe, da schon mittlerweile mehrere Personen erreicht haben.

[Dilger:]
Frau Friederich, was für viele Menschen eine schwierige Vorstellung ist, das ist ein plötzlicher Pflegefall in der Familie. Auch in dem Fall helfen Sie weiter.

[Friederich:]
Da das dann meist ein Notfall ist, sprich, die Eltern werden plötzlich zum Pflegefall und müssen zu Hause betreut werden, wissen die Angehörigen oft gar nicht, was zu tun ist. Und da hat unser Familienservice unsere Pflegelotsen ausgebildet, die dann einfach einspringen können, um zu beraten, was man in diesem Fall macht. Oft gibt es dann eben die ersten Unterstützungsangebote, wie eine kurzfristige Arbeitsverhinderung, die dann auch gesetzlich vorgeschrieben ist. Und wenn es darüber hinausgeht, um weitere Unterstützungsleistungen durch die Pflegekasse, ist es gut zu wissen, was es alles gibt. Und dementsprechend sind sie bei uns dann erstmal als Erstanlaufstelle richtig.

[Dilger:]
Den Familienservice, den gibt es seit 2007. Wie hat sich denn dieses ganze Thema Vereinbarkeit von Studium, Beruf, Familie seitdem verändert?

[Dzhigovechki:]
Die Vereinbarkeit von Familie mit Beruf und Studium werden immer wichtiger. Und wir merken das auch an den Beratungszahlen, die dann wirklich Jahr für Jahr steigen. Und gerade auch, was die neuberufenen Professorinnen und Professoren betrifft, die kommen schon mit einem ganz anderen Stellenwert an die Universität und möchten natürlich auch oder setzen die Vereinbarkeit in den Fokus, sei es eine geregelte Kinderbetreuung oder eine Ferienbetreuung oder sonstige klassische Sachen im Bereich Work-Life-Balance.

[Dilger:]
Wie können denn auch Personen, die vielleicht nicht von hier vor Ort sind, die sich da nicht so gut auskennen, wie können die Ihre Angebote, Ihre Hilfestellungen wahrnehmen?

[Friederich:]
Ja, unserer Familienservice ist auf jeden Fall auch für internationale Angehörige der TUM oder zukünftige Angehörige der TUM. Wir sind international aufgestellt, wir können in Englisch beraten und haben aber auch den Fokus auf bilinguale Einrichtungen gesetzt. Wenn jetzt zum Beispiel neu berufene Professorinnen oder Professoren aus dem Ausland kommen, die dann Wert darauf legen, dass sie eine bilinguale Einrichtung bekommen.

[Dilger:]
Frau Dzhigovechki, Frau Friederich, vielen Dank für den Einblick in die Arbeit des Familienservice.

[Friederich:]
Vielen Dank für die Einladung und Tschüss.

[Dzhigovechki:]
Herzlichen Dank, Herr Dilger und bis zum nächsten Mal.

Der junge Blick

[Kirsch:] Was muss man im Studium können? Wie viel Freizeit hat man neben der Uni? Und wie sieht eigentlich eine Klausur aus? Solche und viele andere Fragen stellen sich Schülerinnen und Schüler, wenn sie sich für ihre weitere Ausbildung entscheiden. Für Antworten darauf gibt es an der TU das Programm VisiTUM. In Vorträgen beantworten aktuelle Studierende der TU den Schülerinnen und Schülern ihre Fragen. Eine von ihnen ist die Wirtschaftsinformatik-Studentin Leonie Popken. Hallo.

[Leonie Popken:]
Ich freue mich, dass ich hier sein darf. Hi.

[Kirsch:]
Frau Popken, versetzen Sie sich doch mal in die Zeit vor Ihrem Studium. Was hätten Sie als Schülerin denn schon gerne von Studierenden erfahren?

[Popken:]
Ja, also das ist natürlich eine Sache, über die ich ziemlich viel hier nachgedacht habe, gerade so für die Vorbereitungen von meinen Vorträgen bei VisiTUM. Also ich hatte viele Informationsquellen, ich habe meine Informationen von Webseiten gezogen, von anderen, die studiert haben und so weiter und so fort und von Berufsorientierungen. Aber was mir da so ein bisschen gefehlt hat, ist so das Hautnahe, also wie sieht das denn jetzt wirklich aus? Wie sehen eigentlich die Klausuren konkret aus? Also man hat immer gehört in der Schule, dass so eine Klausur an der TUM viel umfangreicher ist als das ganze Abitur. Und ich konnte mir das gar nicht vorstellen, also ich habe mich monatelang auf das Abitur vorbereitet.

[Kirsch:]
Wie sind Sie denn überhaupt zu VisiTUM gekommen? Hatten Sie das Gefühl, die TU müsste auf diesem Feld mehr machen?

[Popken:]
Ich habe schon immer gerne Vorträge gehalten, gerne präsentiert. Und dann war da dieser Flyer, und da stand drauf: Präsentiere dein Studierendenleben. Und ich dachte mir, wow, das macht mir Spaß, mein Studium bringt mir Spaß, präsentieren bringt mir Spaß. Ich komme aus meiner Komfortzone raus und ich kann was vorstellen, ich kann das auch üben. Also VisiTUM ist für mich eine Gelegenheit, das Präsentieren zu üben und auch Lampenfieber zu überwinden.

[Kirsch:]
Was ist für Sie ein erfolgreicher Vortrag? Sollen alle Schüler:innen danach schreien: „Wir wollen an die TUM“?

[Popken:]
Also das Ziel von unseren VisiTUM-Vorträgen ist nicht, irgendwie Werbequoten zu erfüllen, ist nicht zu sagen: „Kommt jetzt alle an die TUM um jeden Preis.“ Sondern das Ziel ist, zu informieren über die TUM, aber eben auch, über das Studium an sich und über das Studierendenleben. Wie sieht ein Studierendenleben aus? Für die Schulklassenseite, könnte man sagen, ist es besonders erfolgreich, wenn die Schülerinnen und Schüler dann irgendwie aus dem Vorlesungssaal oder aus dem Seminarsaal eben rausgehen und tuscheln und sagen: „Boah, das war ja voll cool.“ Oder: „Das hat sie gesagt, wie findest du das?“ Irgendwie halt sich über den Vortrag unterhalten. Wenn ich ihnen weiterhelfen konnte, freue ich mich auch immer wahnsinnig. Und für mich hebt das quasi die Qualität von einem Vortrag noch mal sehr, sehr stark an, wenn noch Fragen hinterherkommen. Dann merke ich, dass sie sich interessieren, dass ich irgendwie bei ihnen angekommen bin. Und dann gibt es meine Seite. Für mich persönlich ist es ein guter Vortrag, wenn ich da mit einem Gefühl rausgehe, dass ich ihnen helfen konnte und souverän auftreten konnte, Spaß hatte an dem Vortrag. Das ist mir ganz besonders wichtig.

[Kirsch:]
Nach dem Vortrag kommt ja die Fragerunde. An welchen Punkten stellen sich die Schülerinnen und Schüler das Unileben denn ganz anders vor, als es wirklich ist?

[Popken:]
Also an der Stelle ist vielleicht wichtig zu sagen, dass es in meinen Vorträgen oder in den Vorträgen von den VisiTUMlern immer sehr subjektiv zugeht. Was ich da erzähle in meinen Vorträgen, das sind meine Erfahrungen. Und es müssen wirklich nicht die Erfahrungen sein, die andere VisiTUMler gemacht haben. Und deswegen sind die Schülerinnen und Schüler bei mir, glaube ich, am meisten darüber überrascht, wie viel Freizeit ich eigentlich habe. Also ich sage das immer so, dass ich 20 Stunden neben dem Studium arbeite und noch ein Vollzeitstudium habe. Und dann sage ich immer: „Ja, aber ich mache auch noch Sport und die Interessen habe ich noch und dann gehe ich gerne raus.“ Und ich glaube, das überrascht sie immer am meisten, dass ich doch relativ viel Freizeit habe. Aber mir ist wichtig zu sagen, dass das meine Erfahrungen sind und mein Zeitmanagement und wie ich mir mein Leben einteile. Das muss nicht heißen, dass es grundsätzlich so ist.

[Kirsch:]
Mit welchem Lieblingsfakt werben Sie am liebsten für die TU?

[Popken:]
Mir fällt direkt was ein: Und zwar habe ich auf meinem Foliensatz, den ich da immer so vorzeige, zweimal Pippi Langstrumpf stehen. Weil Pippi Langstrumpf hat ja das Motto: „Ich mache mir mein Leben, wie es mir gefällt.“ Und das sage ich auch immer in meinem Vortrag: „Ich mache mir mein Studium, wie es mir gefällt.“ Also, natürlich ist es so, dass der Bachelor ziemlich strikt ist in seinem Rahmen, ich muss meine Pflichtmodule machen und so weiter. Aber gen Ende wird er immer offener. Das heißt, ich habe Wahlmodule, habe meine Praktika, meine Seminare, meine Bachelorarbeit letztendlich. Und das kann ich sehr frei wählen. Und im Master sowieso, also dann suche ich mir aus, was mich besonders interessiert. Sicherlich habe ich meine Wahlmodule, aber trotzdem mache ich mir mein Studium, wie es mir gefällt. Und das liebe ich an meinem Studium, das liebe ich an der TUM.

[Kirsch:]
Frau Popken, vielen Dank für die Einblicke in das Programm VisiTUM. Zum Abschluss der heutigen Folge von „We are TUM“ kommen wir, wie immer, zu unserer Rubrik „Fünf Tipps“. Das Thema heute: Prüfungsangst und was man dagegen tun kann. Denn von leichter Nervosität bis zum kompletten Blackout gibt es durchaus unterschiedliche Grade von Prüfungsangst. Die Psychotherapeutin Annika Hughes verrät Strategien und Notfalltechniken.

Fünf Tipps

[Dilger:]
Frau Hughes, guten Tag.

[Annika Hughes:] Ja, guten Tag, ich freue mich über die Einladung.

[Dilger:] Frau Hughes, Prüfungsangst, das ist so ein Wort, das hat jeder schon mal umgangssprachlich verwendet. Aber wie entsteht denn die wirklich behandlungsbedürftige Prüfungsangst? 

#1

[Hughes:] Ja, das ist eine gute Frage. Generell können wir immer sagen, dass Angststörungen, so, wie auch andere psychische Erkrankungen, durch ein Zusammenspiel von vielen Faktoren entstehen. Und man kann sich das vorstellen wie so ein Wasserfass, was gefüllt ist. Und manchmal ist dieses Wasserfass schon ziemlich angefüllt, wenn jemand auf die Welt kommt, nämlich vielleicht, weil schon die Eltern und die Großeltern eine Angststörung hatten oder sehr ängstlich waren. Zusätzlich kommen dann noch spezifische Erfahrungen, die ich im Laufe des Lebens mache. Und dann auf einmal fließt dieses Wasserfass über und es äußert sich zum Beispiel in der Prüfungsangst. Also mein erster Tipp ist, keine Angst vor der Angst.

Angst ist ein ganz normales und im Zweifel auch hilfreiches Gefühl. Wir alle haben Angst, weil sie uns im Alltag vor Gefahren warnt, weil sie unsere Sinne schärft. Und wenn wir uns das klarmachen, dass Angst auch hilfreich sein kann, dann kann es wirklich ein hilfreicher Gedanke sein, in der Angst vor der Prüfung zu sagen, Angst ist normal, ein bisschen Angst ist hilfreich. Und wir wissen auch aus Studien, dass so ein moderates, also ein gemäßigtes Niveau an Angst unsere Sinne schärft, die Konzentration schärft und sogar zu besseren Prüfungsleistungen führt, als wenn wir gar keine Angst haben. 

#2

Tipp zwei: Achte auf deine Lernstrategien. Weil logisch, wer besser vorbereitet ist, muss auch weniger Angst haben. Und da kann man mal überprüfen: Mache ich genug Pausen? Wir müssen auch unsere Lernstrategien dem Biorhythmus anpassen. Wenn ich ein Abendmensch bin, dann hat es keinen Sinn, sich zu zwingen, um 06:00 Uhr aufzustehen und sich an den Schreibtisch zu setzen. Wichtig ist auch, sich zu belohnen, das ist ein ganz wichtiges Prinzip, auch in der Verhaltenstherapie, also der Therapieform, mit der ich arbeite. Also nach dem Lernen sich belohnen, ob es jetzt ist, sich mit Freunden zu treffen, einen schönen Film anzugucken, sich ein heißes Bad einzulassen.

#3

Mein Tipp Nummer drei: Achte auf die Erfüllung deiner Grundbedürfnisse und auf eine gesunde Lebensführung. Also es klingt immer so ein bisschen profan, aber ausreichend schlafen, sich einigermaßen gesund zu ernähren, sich zu bewegen, soziale Kontakte zu pflegen, das sind alles wichtige Dinge. Es geht bei der Erfüllung der Grundbedürfnisse darum, dass wir den Nährboden, den ich ja schon genannt habe, für die Entwicklung von einer Angst nicht noch füttern oder größer machen.

[Dilger:] Diesen Begriff Prüfungsangst, den hat ja wirklich jeder schon mal verwendet. Jeder sagt auch mal, ich habe Angst vor der Prüfung oder ich hatte einen Blackout. Aber ab wann ist denn Prüfungsangst wirklich eine behandlungsbedürftige Krankheit? 

#4

[Hughes:] Also mein vierter Tipp ist: Achten Sie auf die Auswirkungen, die Angst auf Ihr Leben hat. Und nehmen Sie diese auch ernst. Grundsätzlich kann man sagen, wenn die Angst das Leben bestimmt, das heißt, wenn sie sehr lange andauert, wenn sie sehr intensiv ist, wenn sie einen großen Teil des Tages vielleicht auch bestimmt, dann ist das schon mal so ein Hinweis. Und auch der persönliche Leidensdruck ist immer total wichtig. Also zu sagen, ja, wie sehr bin ich davon beeinträchtigt? Hat die Angst das Steuer in der Hand oder habe ich noch die Kontrolle über mein Leben? Also, wenn ich zum Beispiel jetzt zum dritten oder vierten Mal eine Prüfung nicht antrete, weil ich so starke Angst habe oder weil ich Blackouts in der Prüfung habe und mehrfach durchgefallen bin, dann macht es auch Sinn, sich Unterstützung zu holen. 

#5

Mein fünfter Tipp ist, konkrete Notfallstrategien anwenden. In der Prüfung zum Beispiel ist das, was sich eigentlich bei allen Angststörungen immer schon bewährt hat, ist, mit dem Atem zu arbeiten. Und ein ganz einfacher Tipp ist zu sagen: Ich atme durch die Nase ein und zwar zum Beispiel auf die Zahl drei. Das kann ich ganz leise auch mitzählen, ganz unauffällig. Und ich atme durch den leicht geschlossenen Mund auf sechs aus. Das heißt, ich bremse ein bisschen den Atemfluss. Und wenn ich das drei-, viermal mache, kann ich meinen Atem schon total beruhigen und meinen ganzen Körper einfach runterbringen. Und wenn man jetzt so merkt, kurz bevor ich in die Prüfung geht, also, wenn ich jetzt zum Beispiel sitze und ich merke, ich kriege schwitzige Hände, ich kann überhaupt nicht mehr klar denken, dann ist die Anwendung von sogenannten Skills praktisch. Das sind sogenannte Fertigkeiten. Und da ist zum Beispiel eine Strategie zu sagen, ich halte meine Hände unter eiskaltes Wasser oder meine Handgelenke. Und was sich auch sehr gut bewährt hat, ist, irgendwie sich einen starken körperlichen Reiz zu setzen. Wenn man dann zum Beispiel auf ein ganz scharfes Gummibärchen beißt oder eine Chilischote, dann, ja, werden auf einmal die Sinne wieder ganz scharf und man ist wieder im Hier, im Moment. Manchen hilft auch schon ein scharfes Fisherman's Friends.

[Dilger:] Frau Hughes, vielen Dank für Ihre Tipps zum Thema Prüfungsangst.

[Hughes:] Ja, vielen Dank für die Einladung. Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen, wenn jemand Prüfungsangst hat und es war der eine oder andere Tipp dabei und hat mich sehr gefreut. Danke auch.

[Kirsch:] Und das war es für diese Folge von „We are TUM“. Auch in der nächsten Folge sprechen wir wieder über Spitzenforschung, das Studienleben und all die Menschen, die die TU zu dem einzigartigen Ort machen, der sie ist. Das war „We are TUM“. Diese Folge wurde produziert von Fabian Dilger, Clarissa Ruge, der ProLehre Medienproduktion und von mir, Matthias Kirsch. Das Sounddesign und die Postproduktion gestaltet Marco Meister von Edition Meister aus Berlin. Bis zur nächsten Folge. Kommen Sie mit uns und entdecken Sie die großen und die kleinen Geheimnisse der TU München.

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